Sau(b)re Sache: Neuer Glanz durch Essig- und Zitronensäure

Essig- und Zitronenreiniger helfen überall, wo Wasser im Spiel ist. Kalkablagerungen, Wasserflecken und Seifenreste haben gegen die Säuren keine Chance. Auch grobe Fettverschmutzungen oder Urinstein gehen vor ihnen in die Knie. Essig- und Zitronensäure wirken desinfizierend und antibakteriell. Damit sind sie ideal für die intensive Reinigung von Küche und Bad.

Natürlich sauer

Essig- und Zitronensäure gehören zu den organischen Säuren und kommen in Pflanzensäften und ätherischen Ölen vor. Traditionell wird Essigsäure gewonnen, indem man alkoholische Flüssigkeiten – Wein, Bier oder sauer gewordene Fruchtsäfte – vergären lässt. Durch die Oxidation des enthaltenen Ethanols bildet sich Essigsäure. Zitronensäure hingegen stammt, wie der Name schon sagt, aus Zitronen. Ihr Saft enthält zwischen fünf und sieben Prozent dieser Säure. Die Zitronensäure ist ein Zwischenprodukt des Energiestoffwechsels – erinnern Sie sich noch an den Zitronensäurezyklus aus dem Schulunterricht? – und damit Bestandteil lebender Zellen. Heute wird der Großteil der weltweit benötigten Säuremengen mithilfe biochemischer Prozesse industriell hergestellt. Beide Säuren sind im Handel in unterschiedlichen Formen erhältlich. Auch reine, lebensmittelechte Essig- und Zitronensäuren stehen im Putzmittelregal. Sie haben eine Konzentration von fünf Prozent Säure. Bei Essenzen liegt der Wert bei 20 bis 25 Prozent. Für die typischen Essig-, Zitronen– und Badreiniger werden die Säuren mit weiteren Stoffen gemischt. Dazu gehören neben Wasser waschaktive Substanzen, Duftstoffe und Konservierungsstoffe. Mit Kalk nehmen es die Säuren allein auf, für andere Flecken brauchen sie Hilfe. Fettrückstände und Partikelschmutz entfernen die waschaktiven Substanzen.Ob man zum Essig- oder Zitronenreiniger greift, ist Geschmacks- oder eher Geruchssache. Zitronenduft schmeichelt der Nase. Aber auch der für Essig charakteristische saure Geruch verfliegt nach dem Trocknen. Und sonst? Essigsäure hat einen niedrigeren pH-Wert als Zitronensäure und ist deshalb saurer. Bei starken Verkalkungen eignet sich Essigsäure aufgrund des höheren Säuregehalts also besser als Zitronensäure.


Feuchtgebiete

Die klassischen Einsatzgebiete von Essig- und Zitronenreiniger sind Räume, in denen mit Wasser hantiert wird: Badezimmer, WC und Küche. Denn unser Leitungswasser enthält Kalk. Verdunstet es, bilden sich Kalkflecken auf den Oberflächen. Diese Ablagerungen sind weniger ein hygienisches als ein optisches Problem. In Bad und Küche sind die schmutzanfälligsten Wände gern gefliest. Anders als die Kacheln selbst ist der Fugenmörtel säureempfindlich. Da Kalk aber nur mit Säure entfernt werden kann, empfehlen Hersteller, die Fugen gründlich mit Leitungswasser zu nässen, bevor das Reinigungsmittel aufgetragen wird. Es sollte außerdem nur zwischen einer und fünf Minuten einwirken, je nach Stärke der Ablagerungen. Auf Scheuermittel und harte Schwämme bei den Fugen besser ganz verzichten. Absolut tabu sind Essig- und Zitronenreiniger für kalkhaltige Oberflächen wie Marmor, Granit und andere säureempfindliche Materialien. Aluminium wiederum ist gegen beide Säuren beständig.

Ideal für größere Flächen

Säurehaltige Badreiniger mit Sprühkopf sind ideal, um auch größere Flächen schnell zu reinigen. Sie können auf Oberflächen aus Keramik, Edelstahl, in Duschkabinen und auf Armaturen eingesetzt werden. Letztere sollten vorsichtig gereinigt werden, damit die Chromoberfläche nicht beschädigt wird: Der darunterliegende Messingkern nimmt den Kontakt mit Säure übel. Deshalb auch den Reiniger nicht direkt auf die Armatur sprühen, weil Sprühnebel das Messing angreifen könnte. Am besten trocknet man Armaturen in der Dusche und am Waschbecken nach Gebrauch sofort ab, sodass erst gar keine Kalkränder entstehen können. Besonders hartnäckige Kalkablagerungen kann man mit einem Bimsstein aufrauen. Der unverdünnt aufgetragene Reiniger dringt dann besser ein. Ein verkalkter Duschkopf wird wieder frei, wenn er über Nacht in einem Gefäß mit einer Lösung aus einem Teil Essigessenz (oder reiner Zitronensäure) und zwei Teilen Wasser liegt und anschließend abgespült wird. Bei Wasserhähnen die Lösung in einen Gefrierbeutel füllen und befestigen. Eine Lösung aus einem Viertel Essigessenz und drei Vierteln Wasser hingegen hilft auch gegen Kalk- und Wasserflecken auf der Edelstahlspüle. In feuchter Umgebung verbindet sich Kalk schnell mit Eisen zu Rostflecken, etwa unter dem Duschregal. Hier hilft ein in leicht verdünnter Essigessenz getränktes Haushaltspapier: auf die Rostflecken legen und einweichen lassen.

Entkalken mit reiner Zitronensäure

Gerade an elektrischen Geräten wie Wasserkochern und Kaffeemaschinen sehen Kalkablagerungen wenig appetitlich aus. Außerdem verstopfen sie Leitungen und erhöhen den Stromverbrauch. Zum Entkalken von Haushaltsgeräten empfiehlt sich, reine Zitronensäure zu verwenden, die geruchs- und geschmacksneutraler ist als Essigsäure. Zudem greift sie empfindliche Teile wie Gummidichtungen weniger an.


Ab in den Müll?

Wenn schließlich alles blitzt und blinkt, können leere Reinigerflaschen in den Hausmüll. Kaum benutzte Reiniger, die entsorgt werden sollen, am besten am Wertstoffhof abgeben.

SCHON GEWUSST?

Saure Extras


• Eine Spülung aus Essigsäure
kann Farben auf Woll- und
Seidenstoffen fixieren, weil sie
die Eiweißfasern stabilisiert.
Wirkungslos ist sie dagegen bei
Baumwoll- und Leinenfasern,
weil diese im alkalischen Bereich
gefärbt werden.


• Wäschewunder: Essig hilft gegen
müffelnde Wäsche und ersetzt
den Weichspüler. Mehr dazu
in der Einfach Hausgemacht
02/2014 auf Seite 88.


• Essig- und Zitronensäure neutralisieren
andere Gerüche, anstatt
sie nur zu überdecken, sei es
beim Auswischen von Schränken
oder als Lufterfrischer in
Räumen.


• Selbst gemachter Sprühreiniger:
250 ml Essig oder 50 ml Essigessenz
mit 250 ml Wasser mischen.
Frisch gepresster Zitronensaft
kann den Essig ersetzen.