Nicht nur sauber, sondern rein?

Die Palette der Desinfektionsmittel ist breit. Sie reicht von Sprays und Tüchern zur Hand- oder Oberflächendesinfektion, antibakteriellen Waschmitteln, Müllbeuteln und Hygienespülern bis hin zu Duschgelen und Toilettenpapieren mit Desinfektionswirkung. Aber
müssen wir uns wirklich mit solchen antimikrobiellen Reinigern vor den im Haushalt eher harmlosen Keimen und dem Schmutz schützen?
Armin Schuster, Biologe am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene in Freiburg sagt ganz klar „Nein“ zum Einsatz von Desinfektionsmitteln im Haushalt. „Ihre Verwendung ist im Grunde überflüssig.
Die Mittel suggerieren dem Nutzer eine scheinbare Sicherheit und führen eher dazu, dass die altbekannten und viel wichtigeren Regeln des Reinigens vernachlässigt werden“, so Schuster.
Und auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt vor dem sorglosen Umgang mit Desinfektionsmitteln im Haushalt. Zu bedenken sei nicht nur das gesundheitliche Risiko,
das von den Mitteln ausgehe, auch die mögliche Resistenzbildung von Mikroorganismen gegen die eingesetzten Desinfektionsmittel werde diskutiert. „Werden die Mittel zu oft, zu hoch dosiert oder falsch eingesetzt, kann Schaden entstehen“, erklärt der Biologe Armin Schuster. Haut- und Augenreizungen sind nicht selten die Folge, aber auch der Umwelt schaden die antimikrobiellen Reiniger.
Ihr zunehmender Einsatz sorgt für einen gesteigerten Chemikalieneintrag in Abwässer und Oberflächengewässer.

Vorsicht im Umgang
Wer die Inhaltsangaben auf den Verpackungen der im Handel erhältlichen Desinfektionsmittel liest, stößt auf zahlreiche Warnhinweise und gefährliche Stoffe: Wasserstoffperoxid, Chlor, Aldehyde, Phenole oder Ammoniumverbindungen (QAV).
Beim Umgang mit den Reinigern ist deshalb Vorsicht geboten. Mittel mit Warnhinweisen wie: „verursacht Hautreizungen“ und „schwere Augenreizungen“ sollten nur mit Handschuhen und sehr vorsichtig verwendet werden. Auch dürfen diese Mittel, wie andere Reiniger auch, nicht in erreichbarer Nähe von Kindern lagern. Für desinfizierende Badreiniger mit Chlor gelten ebenfalls die oben genannten Warnhinweise. Zudem dürfen sie nie mit anderen Haushaltsreinigern gemischt werden, da dies zu gefährlichen chemischen Reaktionen
führen kann. Schuster plädiert für mehr Nachdenken statt unnötigem Einsatz von zu viel Chemie. Ebenso rät das BfR, Desinfektionsmittel im Haushalt nur in medizinisch begründeten Ausnahmefällen auf Anraten eines Arztes zu verwenden und ansonsten auf die Grundregeln der Hygiene im Haushalt zu vertrauen.


Hygienetipps im Haushalt: Küche

  • Gründliches Händewaschen mit Seife ist die wichtigste Hygienemaßnahme vor, während und nach dem Umgang mit Lebensmitteln, aber auch nach dem Toilettengang sowie nach dem Kontakt mit Kranken und Haustieren.
  • Obst und Gemüse vor Verwendung gründlich mit Wasser waschen.
  • Rohes Fleisch, Fisch oder Rohei möglichst zuletzt verarbeiten und anschließend Arbeitsfläche und Materialien mit warmem Wasser und Spülmittel reinigen. Kunststoffschneidebretter und Schüsseln am besten in der Spülmaschine reinigen.
  • Spül- und Putzlappen nach dem Gebrauch auswaschen, schnell trocknen lassen und wöchentlich wechseln.
  • Den Kühlschrank etwa einmal im Monat mit Wasser und Reinigungsmittel oder Essigwasser reinigen, dann mit klarem Wasser auswischen und abtrocknen.
  • Unterschiedliche Lebensmittel und Speisen verpackt und getrennt voneinander im Kühlschrank aufbewahren. Lebensmittel regelmäßig auf Haltbarkeit prüfen und gegebenenfalls entsorgen.
  • Abfallbehälter regelmäßig leeren und reinigen.
Hygienetipps im Haushalt: Bad/WC
  • Feuchte nach Duschen und Baden durch Stoßlüften abführen, Wasser mit Abzieher abwischen – bei innenliegenden Bädern Entlüftung funktionsfähig halten, so lässt sich Schimmelbildung verhindern.
  • Bade- und Handtücher so aufhängen, dass sie gut trocknen können.
  • Wasch- und Duschbecken sowie Toilette und WC-Bürste regelmäßig reinigen.
Hygienetipps für die Wäsche
  • Waschmaschine weder zu gering noch zu voll beladen, Waschmittel passend dosieren – dann wirkt die Waschmechanik optimal und sorgt für ein gutes Hygieneergebnis.
  • Eine höhere Waschtemperatur (60 Grad) und ein Vollwaschmittel sind für die Reinigung von Putzlappen, Handtüchern oder in Fällen von Pilz- sowie Magen- Darm-Infektionen sinnvoll. So ein Waschgang sollte regelmäßig durchgeführt werden, um der Biofilmbildung in der Maschine entgegenzuwirken.
  • Gewaschene Wäsche sollte direkt aufgehängt oder in den Trockner gegeben werden.
  • Achten Sie darauf, die Waschmaschine sauber und trocken zu halten. Türdichtung und Einspülfächer nach der Wäsche auswischen und offen stehen lassen.

Foto: Oliver Hilterhaus

Im Alltag umgeben uns unzählige Mikroorganismen – auch in Küche und Bad. Die Mehrheit
ist harmlos oder sogar nützlich. Doch zwischen ihnen können sich auch krankmachende Keime oder Viren tummeln.
Ein gewisses Maß an Sauberkeit ist daher unverzichtbar.
Doch müssen es gleich Desinfektionsmittel sein oder reicht einfaches Putzen?