Kaffeevollautomaten: Warme Wonne
Kaffeevollautomaten versprechen vielfältigen Genuss auf Knopfdruck. Wir zeigen, welche Funktionen dabei wichtig sind und wie Sie den Geschmack verbessern können.
Die Augen schließen, durchatmen, einen Schluck nehmen und den Moment genießen: Kaffee ist für viele nicht nur Muntermacher, sondern purer Genuss. Gern auch als Espresso, Cappuccino oder einer anderen Spezialität. Einfach und bequem per Knopfdruck lassen sich diese mit Kaffeevollautomaten zubereiten. Direkt aus der ganzen Bohne, ohne Filter oder Kapseln. Zudem können Sie Ihre Lieblingsgetränke mit dem Automaten geschmacklich anpassen. Das ist hilfreich, denn die Ergebnisse sind nicht unbe- dingt mit gefiltertem Kaffee oder Espresso aus der Siebträgermaschine vergleichbar. Vollautomaten müssen Allrounder für zahlreiche Kaffeespezialitäten sein, die unterschiedliche Anforderungen haben.
Viele Modelle – unterschiedliche Preise
Sie möchten sich auch ein Gerät für zu Hause gönnen? Welches Modell das richtige ist, hängt davon ab, wie viel Sie selbst daran einstellen möchten – und wie teuer das Gerät sein darf. Denn die Vollautomaten-Welt ist groß und die Preise schwanken stark. Für Schnäppchen vergleichen Sie am besten die Preise über einen längeren Zeitraum. Einsteigermodelle gibt es bis etwa 500 Euro, Geräte in der Mittelklasse zwischen 500 bis 1.000 Euro. Luxuriöser wird es bei Modellen über 1.000 Euro. Doch lässt sich in höheren Preisklassen auch Geld einsparen: Wer bereits einen guten Milchaufschäumer hat, benötigt kein Gerät mit integriertem Aufschäumer. Oder Sie wählen Vollautomaten mit manueller Dampfdüse, die oft günstiger sind. Vergleichen Sie auch Modelle in derselben Geräteserie eines Herstellers: Automaten ohne optische Highlights und mit mehr Kunststoffanteilen kosten oft weniger.
So schmeckt's besser
Die italienische „Zauberformel“ für guten Espresso aus der Maschine berücksichtigt die sogenannte „5 M-Regel“. Diese lässt sich natürlich auch für Heißgetränke aus dem Vollautomaten anwenden.
- 1. „Mano dell’operatore“ – der Faktor „Mensch“
Wer das Beste aus seiner Maschine herausholen will, braucht eine geübte Hand. Guter Espresso oder Kaffee hängt von den nachfolgend genannten Einstellungen und persönlichen Vorlieben ab. Die Automatikprogramme können nicht jeden Geschmack optimal treffen. Experten wie Carsten Wolters, Chefröster bei der Münsteraner „roestbar“, kennen das aus der täglichen Erfahrung in ihren Kaffeehäusern: „Nehmen Sie sich Zeit zum Experimentieren, denn jede Kaffeespezialität hat ihren eigenen Charakter.“ Hinzu kommt das sorgfältige und regelmäßige Reinigen des Gerätes, was ebenso entscheidend für einen leckeren Kaffee ist. - 2. „Macchina espresso“ – die passende Maschine
Die größten Unterschiede zwischen Kaffeevollautomaten gibt es bei ihrer Ausstattung. Überlegen Sie sich, welche Sie wirklich benötigen, wie etwa eine App-Steuerung oder viele speicherbare Nutzerprofile. Oder wie wichtig ist es Ihnen, zwei Kaffeespezialitäten gleichzeitig zu beziehen? Viele Maschinen schaffen das für Milchvarianten nur nacheinander und auch nicht komplett automatisch. Wer als Hobby-Barista bevorzugt, dass die aufgeschäumte Milch zum fertigen Espresso kommt, sollte genau hinschauen. Vollautomaten machen dies oft umgekehrt. Bei manchen Modellen lässt sich jedoch die Reihenfolge ändern, etwa bei der Saeco „Xelsis SM7785“ oder den Modellen „CI Touch“ und „Caffeo Barista TS“ von Melitta. Mit der „PrimaDonna Soul“ von De’Longhi können Sie sogar den Milchschaum anpassen. - 3. „Miscela“ – eine gelungene Mischung
Doch selbst mit dem besten Gerät bekommen Sie aus minderwertigen Bohnen(-mischungen) keinen exquisiten Kaffeegenuss. Für Vollautomaten empfehlen sich vor allem säurearme, mittlere bis dunkle Röstungen. Denn die Geräte haben nur wenig Zeit, um Aromen herauslösen zu können. Je nach Sorte und Röstung müssen dann der Mahlgrad richtig eingestellt sein sowie die Pulvermenge, Temperatur, Brühzeit und Wassermenge passen. - 4. „Macinadosatore“ – perfekt gemahlen
Bei vielen Geräten lässt sich der Mahlgrad in der Nähe des Bohnenbehälters manuell einstellen. Ist Ihnen der Espresso zu bitter oder kräftig, kann das Pulver zu fein gemahlen oder zu viel sein. Das Wasser fließt dann zu langsam hindurch. Ist das Pulver jedoch zu grob, schmeckt Ihnen der Kaffee vielleicht zu dünn oder sogar sauer, weil das Wasser zu schnell hindurchgeflossen ist. Denn während der Extraktion lösen sich zunächst eher säureintensive Noten, in der letzten Phase mehr die bitteren Stoffe. - 5. „Manutenzione“ – abgestimmte Pulver- und Wassermengen
Zum Zubereiten fasst der Vollautomat nur eine bestimmte maximale Pulvermenge in der Brühgruppe. Einstellungen dazu sind lediglich über die Funktion „Stärke“ oder „Intensität“ mittels einer Skala möglich und nicht grammgenau. Hier gilt es also nach eigenem Geschmack bei jeder Kaffeespezialität zu experimentieren.
Sie können allerdings auch die Brühzeit oder Wassermenge anpassen. Damit nichts wässrig oder bitter schmeckt, sollten Pulver- und Wassermengen jedoch im Verhältnis zueinander bleiben. Viele Geräte brühen einen Espresso standardmäßig mit rund 40 Milliliter oder mehr. Ein Lungo oder Doppio mit der doppelten Menge, ein Ristretto mit der halben. Wer also zum Beispiel gerne einen großen Kaffee möchte, lässt besser zwei Getränke in eine Tasse zubereiten oder streckt einen Kaffee Creme beliebig mit heißem Wasser.
Die erweiterte Formel
Auch das Wasser selbst spielt beim Geschmack eine Rolle. Ist es zu hart, verliert Kaffee schnell an Aroma. Zu weiches Wasser betont eventuell Bitter- und Säurenoten zu stark. Daher lässt sich bei den Geräten die Wasserhärte einstellen, oder wird sogar beim ersten Start des Gerätes direkt abgefragt. Nachhelfen kann auch ein (integrierter) Wasserfilter, der so nicht nur vor starken Kalkablagerungen bewahrt.
Sauber bleiben
Wie oft Sie den Vollautomaten säubern müssen, hängt davon ab, wie viel Kaffee Ihre Maschine täglich zubereitet. Praktische Automatikprogramme ersetzen dabei grundsätzlich nicht das manuelle Spülen von Auffangschale, Milch- oder Tresterbehälter sowie Milchschläuchen und Düsen. Um dies täglich bis wöchentlich durchzuführen, sollten sich alle Teile möglichst einfach zerlegen und durchspülen lassen – am besten in der Spülmaschine. Das schützt nicht nur vor Keimen und Schimmel, sondern auch vor schlechterem Geschmack. Hersteller bieten dazu spezielle Reinigungsmittel. Die Brühgruppe ist eher wöchentlich bis monatlich zu säubern, um Schimmel und Macken vorzubeugen.
Folgekosten beachten
Entkalken steht auch auf dem regelmäßigen Pflegeplan. Lässt sich ein Wasserfilter in das Gerät einsetzen, müssen Sie weniger häufig entkalken. Die Hersteller bieten auch dazu entsprechende Mittel an, die auf die Maschinen abgestimmt sind. Wenn Sie dennoch herstellerfremde Reiniger oder „Hausmittel“ verwenden möchten, sollten die Menge, Form (Tablette, Pulver oder Flüssigkeit) sowie die Inhaltsstoffe/Säure vergleichbar sein. Ansonsten könnten Maschinenteile leiden und Hersteller geben eventuell keine Garantie mehr.
Planen Sie die Folgekosten für Reinigungs- und Entkalkungsmittel sowie weitere Pflegemittel und eventuelle Wasserfilter ein. Sie sind je nach Hersteller unterschiedlich hoch. Nutzen Sie die Maschine viel, kann jährlich ein Sümmchen von bis zu 100 Euro zusammenkommen, etwa bei De’Longhi- oder Siemens-Modellen. Noch mehr müssen Sie zum Beispiel für Philips/Saeco-, Melitta- und vor allem Jura-Produkte einkalkulieren.
Weitere Informationen zu Kaffeevollautomaten finden Sie in der Einfach Hausgemacht eins 2021:
- Der Kaffeevollautomat im Detail: Was Sie dazu wissen und berücksichtigen sollten
- Kaffeevollautomaten im Check (Experte Arne Preuß)
von Marion Feldhaus
Inhalt
- Viele Modelle – unterschiedliche Preise
- So schmeckt's besser
- Die erweiterte Formel
- Reinigung
- Folgekosten
SCHON GEWUSST?
Tipps & Tricks für Kaffeevollautomaten
Veränderter Mahlgrad:
Passen Sie den Mahlgrad immer bei laufendem Mahlwerk an. Bei den meisten Automaten dauert es mehrere Brühdurchgänge, bis sich die Veränderung auch im Geschmack bemerkbar macht. Hersteller geben die Anzahl in ihrer Bedienungsanleitung an.
Richtig eingestellt:
Ob der Mahlgrad passt, lässt sich zunächst auch daran erkennen, ob der Kaffee gleichmäßig aus dem Auslauf fließt und eine feine, dichte Crema bildet.
Nach dem Entkalken:
Spülen Sie die Maschine ein paar Mal durch, um eventuell herausgelöste Schadstoffpartikel zu entfernen, bevor Sie wieder einen Kaffee trinken.
Bitte rühren:
Die Crema beim Espresso etwas unterrühren, damit zunächst nicht nur die zuletzt herausgelösten Bitterstoffe zu schmecken sind.