Edelstahl: Rostfrei, aber nicht putzfrei

Wer zu Hause den Blick durch die Küche schweifen lässt, sieht ihn überall: Edelstahl.
Rostfreien Edelstahl, um genau zu sein. Das kühl schimmernde Material kommt je nach Verwendungszweck hochglänzend, matt, geschliffen oder gebürstet zum Einsatz. Und das oft und gerne, denn: Alle in der Küche verwendeten rostfreien Edelstähle sind beständig gegenüber starken Temperaturschwankungen, Wasser, Wasserdampf, Luft und vielen Speisesäuren.
Zudem gibt Edelstahl keinen Eigengeschmack an Speisen oder Getränke ab und die besonders glatte und porenfreie Oberfläche macht es Bakterien und Keimen schwer, sich anzulagern und zu vermehren.
Doch allen Vorteilen zum Trotz: Fingerabdrücke, Schlieren und Wasserflecken scheinen ständige Begleiter des Edelstahls. Wie solche Schmutzstellen auch langfristig zu beseitigen sind, erklärt uns der Physiker Dr. Hans-Peter Wilbert, Geschäftsführer der
Informationsstelle Edelstahl Rostfrei in Düsseldorf.


Die ärgerlichsten Flecken auf Edelstahlfronten sind doch die Fingerspuren auf der gerade geputzten Kühlschranktür – wie lassen sich die unschönen Abdrücke entfernen?
Dr. Hans-Peter Wilbert: Um diese leichten Fettflecken zu entfernen, reicht meist schon ein feuchtes Mikrofasertuch oder ein weicher Schwamm. Etwas Spülmittel sorgt dabei für eine noch bessere Fettlösekraft. Bei geschliffenen Flächen ist es besser, stets in Edelstahlrichtung und nicht kreisförmig zu wischen. Für polierte Edelstahlflächen eignet sich auch ein Glasreiniger. Der sollte allerdings frei von Chloriden sein, diese schaden dem Material. Um neue Fingerabdrücke zu vermeiden oder zu reduzieren, verwende ich spezielle Edelstahlreiniger. Sie bilden einen Schutzfilm gegen solche Flecken. Zum Schutz der Haut ist es übrigens immer gut, Handschuhe bei der Reinigung zu tragen.


Was mache ich mit Kalkrändern, die sich um den Wasserhahn und an der Küchenspüle bilden? Darf ich die mit Essig behandeln?
Dr. Wilbert: Versuchen Sie Kalkflecken zunächst mit einer sanften Scheuermilch zu
entfernen. Sollte das nicht ausreichen, verdünnen Sie einen Teil Essig oder Zitronensäure mit drei Teilen Wasser und geben Sie die 25-prozentige Lösung auf die Flecken. Eine halbe Stunde einwirken lassen und dann mit klarem Wasser nachputzen. Sollten Sie sehr hartes Wasser haben, ist es wichtig, die Edelstahloberflächen immer direkt wieder trocken zu wischen.


Was empfehlen Sie bei Kaffee- oder Teeflecken in der Spüle oder in der Thermoskanne?
Dr. Wilbert: In der Spüle lassen sich beide Fleckenarten mit Reinigungsmilch entfernen. In
Tee- oder Kaffeekannen sind die Verfärbungen aber oft hartnäckiger.
Bei Tanninflecken von Tee empfehlen wir, die verfärbten Stellen mit einer Sodalösung zu behandeln. Dazu einen gehäuften Esslöffel Waschsoda mit einem Liter ganz heißem Wasser mischen. 30 Minuten stehen lassen und dann auf die Flecken oder in die Kanne
geben und eine Stunde einwirken lassen. Anschließend auswischen und mit klarem Wasser nachspülen. (Mehr zum Einsatz von Soda finden
Sie auch in der Einfach Hausgemacht 1/2014)


Und was ist mit Kaffeeflecken?
Dr. Wilbert: Kaffeeflecken enthalten im Gegensatz zu Teeflecken Öle. Hier eignet sich Speisenatron oder Backpulver besser. Aus einem Liter heißem Wasser und drei Teelöffeln
Backpulver eine Lösung herstellen und diese auf die Edelstahlfläche oder in die Kanne geben und 15 Minuten einwirken lassen. Anschließend mit klarem Wasser abspülen.


Besonders hartnäckig sind ja auch angebrannte Speisereste in Edelstahltopf oder -pfanne. Wie entfernen Sie die besonders effektiv?
Dr. Wilbert: Hier mist es sinnvoll, den angebrannten oder verkrusteten Bodensatz mit
warmem Wasser und etwas Spülmittel oder einer Waschsodalösung zunächst einzuweichen. Dann kann er mit einer Kunststoffbürste oder einem Kunststoffschwamm entfernt werden. Bei metallischen Topfschwämmen unbedingt darauf achten, dass diese ebenfalls aus rostfreiem Edelstahl sind. Ein einfacher Stahlschwamm eignet sich nicht. Er zerkratzt den Topfboden zwar nicht mehr, überträgt aber Fremdmaterial an den rostfreien Edelstahl. Das stört dessen Selbstreparaturmechanismus und es kann Rost entstehen.


Wie verhindere ich denn, dass alles sofort wieder schmutzig wird?
Dr. Wilbert: Diesen Schutz bietet tatsächlich so mancher Spezialreiniger für rostfreien Edelstahl. Einige Reinigersprays enthalten etwa Silikon-Öl. Es pflegt und schützt die Oberfläche vor Neuverschmutzung. Die feine Schutzschicht hält ein paar Tage. Reinigende Cremes und milchige Edelstahlreiniger enthalten oft Partikel wie Poliertonerde, die helfen Verschmutzungen abzutragen. Solche Pflegemittel können zusätzlich Hartwachs enthalten. Sie bilden eine sehr dünne, langlebige Schicht auf dem Edelstahl, die
ebenfalls schmutz- und wasserabweisend wirkt. Mittel mit Ölen oder Hartwachsen eignen sich am besten für dekorative Oberflächen und nicht für Gegenstände, die direkt mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Am besten achtet man immer auch auf die Herstellerangaben auf der Verpackung. Ich reinige Töpfe, Pfannen und Arbeitsflächen
lieber mit warmem Wasser und Spülmittel.


Welchen Reiniger sollte man für Edelstahlflächen besser nicht verwenden?
Dr. Wilbert: Konzentrierte Säuren sowie chlorhaltige Reinigungs-, Desinfektions- und Bleichmittel können nicht rostende Stähle angreifen. Auch Silbertauchbäder und -polituren sind nicht geeignet. Scheuerpulver führen besonders auf dekorativen Oberflächen zu unschönen Kratzern.


Interview: Meike Heinatz, Foto: Oliver Hilterhaus

Was sind rostfreie Edelstähle?
Es gibt nicht nur den einen rostfreien Edelstahl. Bereits in der Küche kommen verschiedene nicht rostende Edelstähle zum Einsatz. Sie bestehen aus einer Legierung, also einer speziellen Mischung, von Stahl und Chrom sowie häufig auch Nickel oder Molybdän. Erst diese Elemente sorgen dafür, dass der Stahl so korrosionsbeständig ist.
Das enthaltene Chrom bildet an der Oberfläche des Stahls eine sogenannte Oxidschicht. „Diese hauchdünne, glasartige und porenfreie Schicht fungiert als Barriere zwischen dem
Grundmaterial und den umgebenden Medien, wie etwa Luft oder Wasser“, erklärt
Dr. Wilbert. Auch im Fall von Kratzern bilde sich stets eine neue Schutzschicht aus.


SCHON GEWUSST?

Typisch Edelstahl: erst glänzend schön und gleich darauf wieder neue Flecken!
Fingerabdrücke, Kalkränder und Fettspritzer – nichts, was man auf ihm nicht sieht.
Doch mit den passenden Schwämmen, Bürsten und Reinigern sowie ein paar Tipps vom Experten lässt sich das beständige Material gut sauber halten.